Sie sind hier: FORUM CeBIT CeBIT-History

20 Jahre CeBIT 2006 (1986-2006

Die größte ITK-Messe der Welt in Hannover (Informationstechnik und Kommunikation) hat ihren geistigen Geburtstag sicherlich schon in den 70er Jahren. Doch den eigentlichen Start setzte sicherlich die Erfindung der Kleincomputer ... eingeleitet durch den Mac ... und kurz darauf ge- und verfolgt vom PC. Insbesondere die Geburt von DTP (Desktop Publishing = der Verlag auf dem Schreibtisch) im Jahre 1985 in den USA auf einer MAC-Plattform ... und die unfassbar schnelle Ausbreitung (seit Ende 1987 in Deutschland ... nun sogar auf dem preiswerten PC) stellten die unübersehbare Alternative zur klassischen Bürokommunikation dar ... die allerdings selbst gerade in Innovationen badete.
So kreuzten sich die gerade entwickelten Speicherschreibmaschinen und Bildschirmtextanlagen mit ‘richtigem’ Monitor schnell mit den ersten tragbaren Computern.
Währen die ersteren ein wunderbares Schriftbild erreicht hatten - z. B. durch Carbonbänder - brachten die Computer zwar hässliche Runzelschriften ... aber auch gleichsam Grafiken aufs Papier. Und während die Schreibmaschinen dort ihre technoslogisches ende fanden - wurde für die Computer die weltweite Revolution eingeleitet.
Genau an dieser Stelle lagerte die Hannover Messe die beiden riesigen Bereiche IT und Kommunikation aus ... die zunächst die Hallen der ‘normalen’ Hannover Messer sprengten ... und bereits 1 Jahr später die Hallen ebenso füllten wie der ältere Bruder Industriemesse.
Die über Softwareentwicklungen neuen Produkte boten alsbald Lösungen für den gesamten kommunikativen Bereich im Büro ... angefangen bei der trivialen Textverarbeitung ... über Tabellenkalkulation bis zur Datenbank.
Und natürlich überschwemmte diese neue Technik das gesamte Grafische Gewerbe. Es folgten Haus- oder Medizintechnik, Kfz-Elektronik, Maschinenbau, Entertainment und vieles mehr.

„Die CeBIT hat ihre einmalige Stellung dadurch erreicht, dass sie stets flexibel auf veränderte Märkte reagiert hat und daher immer Impulsgeber war und bleiben wird“, betonte CeBIT-Vorstand Ernst Raue anlässlich des
20-jährigen Jubiläums in Hannover. Was auf der Hannover Messe Industrie als Ausstellung für Schreibmaschinen- und Büromöbel seinen Anfang nahm, entwickelte sich seit Ende der 60er Jahre in rasantem Tempo zum führenden Marktplatz für Informationstechnik und Telekommunikation, schließlich zur Multimedia- und Mobility-Messe.

Innovatives Denken ist für die Deutsche Messe AG dabei nicht neu. So investierte das Unternehmen bereits eineinhalb Jahrzehnte vor der Ausgliederung der CeBIT aus der Industriemesse in Wachstum und Attraktivität des Ausstellungsbereichs - sprich: Ausbau des Messegeländes.

Die erste große Strukturkrise der Computerindustrie (zuletzt durch die Informationsüberflutung provozierte Marktsättigung) kompensierte die Deutsche Messe AG durch die Integration der neuen Internet- und Multimedia-Technologien ... und sich abzeichnenden Trendwende zur Verschmelzung der gesamten Medienlandschaft schlechthin - sprich Computer, Kommunikation, Foto, Video ... und dem gesamten Bereich der Kommunikation und Vergnügungselektronik ... was zu einem zeitweise ‘messebedrohlichen Ansturm von Privatbesuchern’ führte. Der durch Internet und neue Konferenztechnologien grundsätzlich veränderten Funktion von Messen entspricht die Veranstaltung heute mit neuen Networking- und Anwenderforen.

Die räumliche Historie der CeBIT
Es folgt ein offizieller CeBIT - Pressetext:

<<Mit dem Neubau der weltweit größten Messehalle 1 am Nordeingang kam die Deutsche Messe AG dem Anliegen entgegen. Dafür nahm sie den Bruch mit der Möbelbranche in Kauf, die auf räumlicher Nähe zu den Büromaschinen bestand und – nachdem diese nicht mehr gegeben war – 1974 nach Köln abwanderte. Die vollständige Ausgliederung des „Centrums für Büro- und Informationstechnik“ (CeBIT), wie sie Unternehmensberater Roland Berger schon 1979 vorgeschlagen hatte, musste noch einige Jahre später gegen massive Vorbehalte etablierter Aussteller der Industriemesse durchgesetzt werden. Auf Ausstellerkritik an der internationalen Beteiligung bei der ersten eigenständigen CeBIT 1986 sowie an der Besucherführung reagierte die Deutsche Messe AG dagegen prompt: Eine halbe Million D-Mark für Auslandswerbung und die Neuordnung einiger Hallen zeigten bereits 1987 die erwünschte Wirkung. Die internationale Beteiligung, heute bei über 50 Prozent, war binnen eines Jahres auf 36 Prozent gestiegen.

Mit Themen wie Client-Server-Computing, Outsourcing, Dataware-housing und modernen Netzwerkstrategien mauserte sich die junge Messe schnell zum wichtigsten Forum für Produktinnovationen im IT-Bereich. 1986 kam die vielleicht wichtigste aller Grundsatzent­scheidungen des Unternehmens zum Tragen: die Positionierung der Telekommunikation. Bis heute profitiert die Messe wie ihre Branche selbst von einem beispiellosen Boom in diesem Bereich. Als das Internet noch nicht erfunden war und die stark regulierte TK-Branche kaum zum Aushängeschild der dynamischen IT-Wirtschaft taugte, widersetzte sich das Unternehmen mit der Entscheidung für die CeBIT sogar den Empfehlungen Roland Bergers.

Das Internet und neue Multimedia-Technologien stellten das Manage­ment Mitte der neunziger Jahre vor neue Herausforderungen: Fast 30 Prozent der Messebesucher kamen 1995 aus privatem Interesse zur CeBIT – ein für Aussteller und Fachpublikum bedrohlicher Trend. Die Entwicklung der Consumer- und Entertainment-Electronics vorweg-nehmend, koppelte die Deutsche Messe AG diesen Bereich 1995 mit der CeBIT Home aus, die auf Anhieb rund 650 Aussteller und 210 000 Besucher nach Hannover lockte. Für die CeBIT selbst erwies sich die unpopuläre Erhöhung der Eintrittspreise 1996 nicht nur als probates Mittel zur Steuerung der Besucherqualität, sondern vor allem als richtige Weichenstellung im Hinblick auf das rasante Wachstum der so genannten New Economy Ende der 90er Jahre.

Nahezu als einzige der international bedeutsamen ITK-Messen hat die CeBIT nach dem Fiasko an den internationalen Technologiemärkten wieder auf den Wachstumspfad zurückgefunden – dank konzeptioneller Neuerungen, die beispielsweise den Handelskonzern Metro als Aussteller nach Hannover holen – und durch die Öffnung für neue Märkte im Bereich der Unterhaltungsindustrie. Ernst Raue: „Diese Produkte stellen mittlerweile ein enormes Marktpotenzial dar und sind gleichzeitig technologische Vorreiter für zahlreiche Weiterentwicklungen im Business-Bereich.“>>
(Ende des offiziellen Pressetextes)

Mit der CeBIT stellt die Deutsche Messe AG einen entscheidenden Beitrag zum Standort Deutschland, der in Hinblick auf das Zusammenwachsen der Technologien und medialen Bereiche auch Chancen für die Zukunft bietet, die die Bundesrepublik verpasst und verschlafen hat, wie etwa die Entwicklung von Betriebssystemen ... oder verloren hat, wie fast den gesamten Hardwaresektor PC (man denke an die Schließung von Nixdorf und die gescheiterten Versuche der diversen Siemens-Fusionen). Durch die Zusammenlegung und Integration aller Medien haben jetzt kleine Firmen eine technologische Plattform, die hier und da auch schon fußgeafasst hat.(Volker Schlee, ChR sidware journal, Okt. 2006)

zurück zur Übersicht